Wir sind familienfreundlich!

Man sitzt im Büro, vertieft in ein wichtiges Projekt oder mitten in einer Kundenbesprechung, und plötzlich: Die Schule ruft an – Das Kind ist krank und muss abgeholt werden. Nun heisst es Ruhe bewahren, organisieren und auf die Unterstützung des Arbeitgebers hoffen. Eine ganz normale Situation im Alltag berufstätiger Mütter oder Väter. Auch bei der Jermann AG. In den letzten Jahren ist die Firma gewachsen und der Anteil an jüngeren Mitarbeitenden im Alter der Familiengründung hat stark zugenommen. Folglich gewinnt die Vereinbarkeit von Familie und Beruf immer mehr an Bedeutung.

Die Geschäftsführung hat das Thema Familienfreundlichkeit frühzeitig als Chance erkannt und zum Anlass genommen, am Projekt «Familienfreundliche KMU im Baselbiet» teilzunehmen. «Das Thema hat mich als Vater dreier Kinder auch persönlich angesprochen», sagt Geschäftsführer Fabian Frei. «Ausserdem haben wir ein grosses Interesse daran, als Arbeitgeber attraktiv zu bleiben, um unseren Fachkräftebedarf leichter und besser decken zu können.»

Insgesamt 11 Pilotbetriebe aus verschiedenen Branchen haben am Projekt teilgenommen. In mehreren Treffen mit Beratern der Fachstelle UND sowie beim Austausch an sogenannten Roundtables mit den anderen Projektteilnehmern erfolgte als erster Schritt eine Standortbestimmung zur Familienfreundlichkeit jedes Betriebes. Darauf aufbauend wurden Empfehlungen zur Verbesserung der Vereinbarkeit von Beruf und Familie formuliert und in einem Massnahmenkatalog festgehalten. «Die Interviews waren spannend, der Workshop war durch die Fachstelle UND sehr gut vorbereitet», fasst Fabian Frei zusammen.
 

Einige der getroffenen Massnahmen wurden bereits umgesetzt. So wird der Geschäftsbereich Bau- und Ingenieurvermessung seit Februar 2014 kollektiv geführt. Die Führungsaufgaben teilen sich vier Kadermitarbeiter, die teils bereits Väter sind oder kurz vor der Familiengründung stehen. Diese Art der Führung ermöglicht, dass die Verantwortung und zeitliche Mehrbelastung auf ein familienfreundliches Mass auf mehrere Köpfe verteilt werden kann. Für Pius Kaderli, Mitglied des vierköpfigen Bereichsleitungsteams, war dies eine willkommene Lösung. «Unter Berücksichtigung der privaten Gegebenheiten war für mich klar, die Verantwortung der Bereichsleitung nicht alleine übernehmen zu wollen. Das Modell der geteilten Führung bedeutet eine Entlastung und hat sich bis jetzt in der Praxis sehr bewährt», sagt der zweifache Vater. 

Als weitere Massnahmen wurden u.a. 5 Wochen Ferien für alle Mitarbeitenden unabhängig von Alter und Funktion eingeführt, der Vaterschaftsurlaub wurde auf 5 Tage erhöht und Dienstaltersgeschenke können neu in Form von zusätzlichen Ferientagen (statt nur Geld wie bisher) bezogen werden.

Familienfreundliche Rahmenbedingungen gab es bei der Jermann AG schon vor der Teilnahme an der Studie. Wo immer realisierbar, zeigt die Unternehmensleitung ein offenes Ohr für persönliche Anliegen der Mitarbeitenden und Familienthemen. So steht man Teilzeitarbeit bis in höhere Kaderstufen grundsätzlich positiv gegenüber und wo es die Arbeitssituation zulässt, sind auch Homeoffice-Tage durchaus eine Option.

Auch die Möglichkeit unbezahlten Urlaubs zählt zu den bestehenden familienfreundlichen Rahmenbedingungen der Jermann AG. 
Vor allem die gleitende Arbeitszeit stösst bei den Mitarbeitenden auf Zustimmung. Dies bestätigt auch Roger Wolff, Mitglied der Bereichsleitung Bauvermessung mit einem 90% Pensum: «Ich bin froh, wenn ich an einem Tag mal länger arbeiten und anderntags einen Arzttermin für die Kinder wahrnehmen kann.»

Die Flexibilität in der Arbeitszeit und das Verständnis der Vorgesetzten, gerade in Situationen wie eingangs beschrieben, werden von den Mitarbeitenden insgesamt sehr geschätzt. Gleichzeitig ist man sich der Schwierigkeiten bewusst. Gerade das Thema Teilzeit auf Führungsebene ist eine Herausforderung. Insbesondere für ein KMU. Die Stellvertretung muss sichergestellt sein, das Aufgabenprofil angepasst und Aufgaben müssen delegiert werden.

«Aber», so Firmenchef Fabian Frei «die positiven Faktoren überwiegen. Durch einen aktiven Dialog mit allen Beteiligten ergeben sich neue Perspektiven und Entwicklungschancen. Mit einer familienfreundlichen Firmenkultur tragen wir den veränderten gesellschaftlichen Rahmenbedingungen und neuen Arbeitsformen Rechnung. Letztlich profitieren beide Seiten von einer ausgewogenen Balance zwischen Familie und Beruf.»

Auch Daniel Huber, Geschäftsführer der Fachstelle UND, anerkennt den Einsatz der Firma in Sachen Familienfreundlichkeit: «Die Jermann Ingenieure + Geometer AG geht mit Weitblick und grossem Engagement an die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben heran. Das Betriebsleitbild sieht vor, Mitarbeitende in der Balance von Beruf, Familie, Gesellschaft und persönlicher Entfaltung zu unterstützen. Das steht nicht nur auf dem Papier, sondern wird im Alltag gelebt. Darauf kommt es an!»