Die Einführung der neuen Datenstruktur Siedlungsentwässerung

Die Einführung der neuen Datenstruktur Siedlungsentwässerung

VSA-DSS

Die Entwässerung von Siedlungsgebieten erfüllt verschiedene Aufgaben: Sie stellt etwa die Siedlungshygiene sicher, indem das Abwasser aus Haushalten und Industrie zuverlässig gesammelt und gereinigt wird. Dadurch wird auch die Umweltbelastung vermindert. Eine weitere Aufgabe, welche bei den vermehrt auftretenden Starkregenereignissen an Bedeutung gewinnt, ist der Schutz der Infrastrukturen durch das gezielte Ableiten des Regenwassers.

Die Schweiz verfügt über eine zuverlässige und leistungsfähige Entwässerungsinfrastruktur. Auf oberster Ebene schreibt der Bund den Gewässerschutz vor und nimmt damit die Kantone und die Gemeinden in die Verantwortung, die Entwässerung der Siedlungen und auch im Landwirtschaftsgebiet sicherzustellen.

Doch wie wird dabei vorgegangen?

Vom dezentralen Datendschungel...

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Hierarchische Gliederung des Datenflusses für Aufsicht und Information

Um die vorhandene Infrastruktur laufend zu überwachen und den Ausbau gezielt zu planen, muss eine grosse Menge an Informationen in Datenbanken bewirtschaftet werden. Diese Daten liefern Antworten auf die folgenden Fragen: 
  • Welche Zonen werden in welchem System entwässert? 
  • Wo muss Fremdwasser von der Kanalisation abgetrennt werden? 
  • Wo soll/kann Regenwasser versickert und wo in Bäche abgeleitet werden? 
  • Wo müssen schadhafte Kanalisationen saniert werden und wo braucht es ergänzend neue Leitungen?
Die bauliche Dokumentation der Abwasseranlagen erfolgt in der Werkdokumentation, auch Werkkataster genannt. Die Planung und der zukünftige Aufbau der Abwasseranlagen werden im sogenannten GEP (Genereller Entwässerungsplan) geregelt. Zusammen erlauben die beiden erwähnten Datengrundlagen langfristig die gesamtheitliche Beurteilung und Planung der Abwasseranlagen.

In der Vergangenheit wurden der Werkkataster und die Bestandteile des GEP dezentral verwaltet. Die Informationen waren, je nach Werk und Gemeinde, unterschiedlich detailliert und aktuell. Unklare Zuständigkeiten führten dazu, dass Daten mehrfach oder gar nicht erhoben wurden. Dies führte bei Mutationen oder Revisionen zu unnötigem Mehraufwand und zu Mehrkosten. Es gab ausserdem kein standardisiertes Datenformat, was den Austausch der Informationen und den Rückfluss zu den Behörden weiter erschwerte.

... zur einheitlichen Struktur

Damit sollte im Herbst 2020 endgültig Schluss sein: Vom VSA, dem Verband Schweizer Abwasser- und Gewässerschutzfachleute, wurde ein neues Datenmodell mit dem Namen VSA-DSS (Datenstruktur Siedlungsentwässerung) entwickelt und schweizweit in Kraft gesetzt. Im Datenmodell ist geregelt, wie und in welchem Umfang Daten zum Thema Siedlungsentwässerung erfasst werden. Das standardisiere Datenformat vereinheitlicht und erleichtert den Datenaustausch unter allen Beteiligten.

An Infoabenden Anfang des Jahres 2020 informierten wir über die anstehenden Änderungen und konnten offene Fragen beantworten. In weiteren Gesprächen konnten wir die nötigen Massnahmen für die einzelnen Gemeinden definieren. Viele Gemeinden und Werke haben bereits mit der Datenaufarbeitung auf den Standard VSA-DSS begonnen oder die notwendigen Arbeiten im Budget eingestellt.
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Eindruck von einem der Informationsabende in Sissach

Die Umsetzung in drei Phasen

Die Umsetzung erfolgt in drei Phasen:

1.      Datenanalyse und Vorgehenskonzept
Als erstes wird der Status quo ermittelt: 
  • In welchem Umfang wurden die Daten bisher erfasst? 
  • Wo bestehen Lücken? 
  • Wo stehen Massnahmen an? 
Die Antworten auf diese Fragen werden in einem technischen Bericht festgehalten und das weitere Vorgehen definiert. Die aktuell rechtsgültigen GEP-Dokumente werden digitalisiert und den Anwendern über das Geoportal zugänglich gemacht.

2.      Migration / Schnittstelle
Im zweiten Schritt werden die bestehenden Daten des Werkkatasters auf das neue Format migriert und die Datenimport- sowie Datenexportschnittstellen für das Modell VSA-DSS eingerichtet. Anschliessend erfolgt ein initialer Export an das Amt für Umweltschutz und Energie, welches die Oberaufsicht über das Abwasser im Kanton hat.

3.      Aufarbeitung fehlender Datenebenen
Im dritten Schritt werden Lücken in den Daten aufgearbeitet. Ziel ist es, dass von allen Infrastrukturen die gemäss dem Datenmodell VSA-DSS und den kantonalen Vorgaben erforderliche Datentiefe erfasst ist.
Die Phase 2, also die Migration und Schnittstelleneinrichtung, beschäftigte unsere Werk- und Geoinformationsabteilung im Jahr 2021. Ende Oktober 2021 haben wir für die von uns betreuten Gemeinden die vom Kanton Basel-Landschaft geforderte erste Datenabgabe im Format VSA-DSS Mini vorgenommen.
Durch die fortschreitende Digitalisierung mit dem neuen Modell VSA-DSS wird der Grundstein für die zeitgemässe Bewirtschaftung aller Abwasserobjekte gelegt. Auch der Datenaustausch unter den Beteiligten ist nun klar geregelt und standardisiert. Datenverluste, sowie Lücken und Redundanzen in den Daten werden vermieden. Diese Verbesserungen kommen mittel- und langfristig der Pflege der Infrastrukturen und damit schlussendlich auch der Umwelt zugute.







Text:
Solveig Savoldelli
Martin Häberli