Learnings aus der Corona-Krise

Learnings aus der Corona-Krise


Wie ging die Jermann AG mit der Corona-Krise um, welche Einschränkungen sind durch die Massnahmen entstanden und was haben wir aus der Krise gelernt? Victor Holzemer, Bereichsleiter Raumplanung, Michael Schrattner, Bereichsleiter Bau- und Ingenieurvermessung und der Geschäftsleiter Fabian Frei im virtuellen Gespräch mit Solveig Savoldelli, Marketing.

Welche Massnahmen wurden im Rahmen des Lockdowns getroffen?

Fabian Frei: Als im März die Vorschriften des BAG veröffentlicht wurden, mussten wir natürlich - wie alle anderen Betriebe - schnell reagieren und umdenken. Unsere IT Abteilung hat in beeindruckendem Tempo die nötige Infrastruktur organisiert, um den Mitarbeitenden, deren Präsenz im Büro oder Feld nicht zwingend erforderlich war, die Arbeit im Homeoffice zu ermöglichen. Das betraf rund die Hälfte unserer knapp 100 Mitarbeitenden.
Des weiteren haben wir an die Eigenverantwortung jedes und jeder Einzelnen appelliert, damit im Büro, sowie draussen die nötigen Hygienemassnahmen und Abstandsregeln eingehalten wurden.
Alle nicht dringend nötigen Sitzungen wurden verschoben und die restlichen, wenn möglich virtuell abgehalten. Um bei einem Krankheitsfall die Ausbreitung in Schach zu halten, achteten wir zusätzlich darauf, Türgriffe, Sitzungstische, Esstische und gemeinsam genutzter Geräte jeden Abend zu desinfizieren.

Victor Holzemer: In der Raumplanung haben wir grösstenteils auf Homeoffice umgestellt. Lediglich zwei Mitarbeiterinnen waren noch im Büro vor Ort und haben dafür gesorgt, dass die Hardware bedient wird und beispielsweise Pläne weiter geplottet werden konnten. 

Michael Schrattner: Bei uns waren vor allem Projekt- und Teamleiter betroffen und diejenigen, die hauptsächlich mit Auswertungen am Computer beschäftigt waren. Das bedeutete, dass knapp die Hälfte des Teams mehrheitlich von Zuhause aus arbeitete. Die anderen starteten immer noch vom Büro aus, jedoch mit gestaffeltem Arbeitsbeginn, damit sie sich nicht zu oft über den Weg laufen. Auf den Baustellen haben wir Desinfektionsmittel und Masken zur Verfügung gestellt und haben auf die Massnahmen hingewiesen. Eine Maskenpflicht herrschte jedoch nur auf einzelnen grossen Baustellen. 

Teams Screenshot.png

Virtuelle Meetings standen an der Tagesordnung.

Welche waren die grössten Einschränkungen?

«Der schnelle, informelle Austausch auf dem Gang ging verloren...»


Fabian Frei
: Der schnelle, informelle Austausch auf den Gang ging verloren, da nur noch wenige Leute im Büro anzutreffen waren. Die Kommunikation funktionierte nach wie vor gut, lediglich die Möglichkeit Inputs schnell abzuholen fiel weg. 

Victor Holzemer: Bei uns waren die grössten Einschränkungen, dass alle Sitzungen ausgefallen sind, die ja bei der Raumplanung das
Hauptgeschäft darstellen. Dadurch mussten wir stark umdenken. Auch die Vorbereitungen auf die digitalen Meetings liefen aus dem Homeoffice ganz anders ab.

Michael Schrattner: Auf den Baustellen waren es sicherlich die fehlenden Bausitzungen. Diese fielen - bis auf einzelne bilaterale Treffen - ganz aus. So war der Kontakt mit den Bauleitern vor Ort stark dezimiert. Auch die ganze Instruktion, Übergabe und Kontrolle der Arbeit unserer Mitarbeiter lief nun auch vermehrt über digitale Kanäle. Das hat eigentlich erstaunlich gut funktioniert, aber der persönliche Austausch vor Ort ist natürlich flexibler und schneller und funktioniert unterm Strich schon noch besser.

Kopie von Homeoffice Post (1).png

Unsere Mitarbeitenden blieben zuhause...

Wie hat sich die Auftragslage in der Corona-Zeit verändert?

Michael Schrattner: Bei uns haben wir keine Einbrüche gespürt. Eher das Gegenteil war der Fall. In der ersten Phase hatten wir das Gefühl, dass bei vielen Auftragsgeber «Torschusspanik» herrschte und hatten erwartet, dass das auch wieder abfällt. Das war bis jetzt jedoch erfreulicherweise noch nicht der Fall und wir haben nach wie vor sehr viel zu tun. 

Victor Holzemer: Im Hintergrund lief bei uns in der Raumplanung auch alles weiter wie gewohnt. Ich hatte nicht das Gefühl, dass sich die Auftragslage gross beeinflusst wurde. Lediglich bei einem einzelnen Projekt gab es Probleme, da die Auftraggeber Corona-bedingt einen starken Einbruch erlebten und sich das natürlich auch auf unseren Auftrag auswirkte. Da schauen wir jetzt noch wie es weitergeht. 
Kopie von Homeoffice Post (4).png

... dafür blieb viel Platz im Büro.

«Die Auftragslage war erfreulicherweise konstant gut.»


Fabian Frei: Ich kann bestätigen, dass die Auftragslage für die ganze Firma erfreulicherweise konstant gut war. Es kamen auch neue Aufträge dazu, sodass wir unser Team auch weiter ausbauen können. Ob diese gute Auftragslage langfristig anhält, oder in ein, zwei Jahren doch noch die negativen Auswirkungen spürbar werden, wird sich zeigen. 

Wie geht es jetzt weiter?

Fabian Frei: Der Corona Lockup wird zunehmend spürbar. Wir haben unsere geschäftliche Situation analysiert und auch bei uns die ersten Lockerungen beschlossen. Sitzungen mit mehr als 4 Teilnehmern sind nun beispielsweise wieder möglich – natürlich unter Einhaltung der Hygiene- und Abstandsregeln.  Nach dem Beginn der Sommerferien sollen alle auch wieder primär vom Büro aus arbeiten. Wir haben jedoch beschlossen, den Mitarbeitenden weiterhin die Möglichkeit zu geben, ein bis zwei Tage die Woche im Homeoffice zu arbeiten.

Michael Schrattner: Wir sind bereits grösstenteils wieder vom Büro aus tätig, werden jedoch dank der neuen Homeoffice-Regelung verschiedene Aufgaben wie Abrechnungen und Planungen weiterhin von zuhause aus erledigen. 

Victor Holzemer: Wie es langfristig weitergeht, bleibt spannend. Wir haben in der Raumplanung hauptsächlich Gemeinden als Kunden und es bleibt abzuwarten wie sich die schmaleren Gemeindebudgets aufgrund verringerter Steuereinkommen auf Raumplanungsprojekte auswirken. 

Welche Learnings nehmt ihr aus dieser Zeit mit?

Michael Schrattner: Jede Krise lässt sich meistern. Uns hat überrascht, wie gut die Teamarbeit dank starker Hilfsmittel wie Microsoft Teams funktioniert hat. Sitzungen, Instruktionen, Arbeitsübergaben und Nachbesprechungen haben wirklich sehr gut geklappt. Das hat dazu geführt, dass die Corona-Auswirkungen bei uns nicht wirklich so spürbar waren, wie wir anfangs befürchtet hatten. Nichtsdestotrotz ist der persönliche Kontakt bei der Zusammenarbeit durch nichts zu ersetzen. 

Victor Holzemer: Das Homeoffice hat gut funktioniert und die Teammeetings waren sehr effizient. Aber ich persönlich gehöre noch zu der alten Garde und bevorzuge den direkten Kontakt bei Meetings und Versammlungen, wo ich den Leuten auch wirklich in die Augen schauen - und zwischen den Zeilen mitlesen kann. Ich kann also mit dem Homeoffice gut leben, bin aber auch froh, wenn bald wieder alle an einem Tisch sitzen können.
das Homeoffice war nicht fuer alle praktikabel... (1).png

Das Homeoffice ist nicht für alle praktikabel...

Fabian Frei: Wir haben gemerkt, dass unsere Arbeitsabläufe noch nicht alle Homeoffice-kompatibel sind, da noch vieles analog passiert. Dadurch kam es zu einigen Leerläufen. Wenn man mit der Digitalisierung noch weiter vorangehen will, muss man alle Abläufe noch besser anpassen, damit sie auch wirklich einfacher werden und nicht komplizierter.
Ich habe auch gemerkt, dass das Homeoffice nicht für jeden oder jede praktikabel ist. Seien das kleine Kinder zuhause oder Katzen die Kabel durchbeissen – was bei einer Mitarbeiterin tatsächlich passiert ist – es funktioniert einfach nicht für alle gleich gut. Auch eignet sich die virtuelle Zusammenarbeit nicht für alle Situationen. 

«Ich sehe in der Kombination dieser digitalen und analogen Arbeitsweise eine grosse Chance...»

Lange Meetings mit vielen Teilnehmern sind als Videokonferenz sehr ermüdend und die Vorbereitung für den Organisator oder die Organisatorin ist anspruchsvoller. Bei kurzen Treffen, bewirkt die verbesserte Vorbereitung jedoch, dass man schneller auf den Punkt kommt und die Treffen häufig effizienter ablaufen.
Ich sehe also in der Kombination dieser digitalen und analogen Arbeitsweise eine grosse Chance, die eine enorme Flexibilisierung und Effizienzsteigerung mit sich bringt. Darum werden wir unsere Arbeit sicherlich auch in Zukunft mit den neu dazugewonnenen digitalen Hilfsmitteln ergänzen.

Text: Solveig Savoldelli