Kontinuität in der Amtlichen Vermessung
Nach über 36 Jahren wertvoller Mitarbeit tritt Jürg Rudin per Ende 2023 in den wohlverdienten Ruhestand. Marco Saner, patentierter Ingenieur-Geometer und Mitglied unserer Geschäftsleitung, wird die Projekte und Arbeiten von Jürg Rudin mit grosser Fachkompetenz nahtlos weiterführen.
Jürg, in Deinen 36 Jahren hast Du zahlreiche Projekte erfolgreich begleitet. Welches Projekt wird Dir besonders in Erinnerung bleiben?
Jürg Rudin: Ein Projekt, das mir besonders in Erinnerung bleiben wird, ist der Adlertunnel, der SBB-Tunnel zwischen Muttenz und Liestal. Ich hatte die Gelegenheit, dieses Projekt zu akquirieren und die Vermessungsarbeiten zu leiten. Das stellte eine völlig neue Herausforderung dar, bei der höchste Präzision gefordert war. Es war für uns eine grosse Genugtuung, dass der Durchbruch des Tunnels zentimetergenau erfolgte.
In den letzten 36 Jahren hat sich sicherlich einiges verändert. Wie hat sich die Vermessungsbranche entwickelt, und wie habt Ihr diese Veränderungen erlebt?
Jürg Rudin: Es ist faszinierend zu sehen, wie sich die Branche und unser Beruf in den letzten 30 Jahren entwickelt hat. Als ich meine berufliche Laufbahn begann, waren wir noch Zeichner und trugen weisse Schürzen, während wir Pläne von Hand mit Tinte und physischen Massstäben erstellten. Zur damaligen Zeit kaufte die Firma Jermann die allerersten PCs, die mit einer Festplatte von gerade mal 10MB und einem Arbeitsspeicher von 256KB ausgestattet waren. Wir haben Daten auf 3.5-Zoll-Disketten ausgetauscht. Damals existierten noch kein Internet, keine Handys und keine Netzwerke, alles war lokal. Und heute ist die amtliche Vermessung digitalisiert und in moderne Geoinformationssysteme übertragen. Diese Entwicklungen hat sich während meiner gesamten Berufszeit kontinuierlich vollzogen, und es ist wirklich spannend, sie miterlebt zu haben.
Marco Saner: Als ich meine Lehre bei Jürg Rudin begann, waren unsere Arbeitsplätze bereits mit Computer ausgestattet. Digitalisierung war eines der grossen Themen! Wir waren auch eines der ersten Büros, die mit Koordinaten im Feld gearbeitet haben. Vorher hat man Aufnahmen im Feld gemacht und sie im Büro hochgerechnet. Die Veränderungen in der Technologie haben dann auch zu einer Änderung der Berufsbezeichnungen geführt. Früher waren wir Vermessungszeichner, heute sind wir Geomatiker. Diese Namensänderung spiegelt den verstärkten Fokus auf Digitalisierung wider.
Ihr habt erwähnt, dass sich der Beruf des Geometers entwickelt hat. Inwiefern hat sich die Rolle des Geometers verändert?
Marco Saner: Mit der Technologie hat sich selbstverständlich auch die Rolle des Geometers gewandelt. Unsere Branche hat sich diesen Veränderungen angepasst und bietet heute zusätzliche Dienstleistungen. Dabei wird zunehmend deutlich, wie wichtig umfassende Vorabklärungen und Begleitung, insbesondere in Bezug auf Parzellierungen, geworden sind.
Jürg Rudin: Die Rolle des Geometers ist heute weitaus umfassender als in der Vergangenheit. Neben der traditionellen Vermessungsfunktion sind wir heute auch Berater in rechtlichen, planerischen und verkehrsbezogenen Belangen. Unsere Tätigkeit erstreckt sich über ein breites Spektrum von Aufgaben. Wir spielen eine Schlüsselrolle bei der Kundenberatung und den Gemeinden und müssen vielfältigeren Anforderungen gerecht werden.
Marco Saner: Dabei steht die Kundenorientierung im Mittelpunkt. Unser Bestreben ist es, die Bedürfnisse unserer Kunden zu verstehen und sie umfassend zu beraten, stets mit dem Anspruch, hochwertige Arbeit zu leisten. Dieser Qualitätsanspruch spiegelt sich in unserer Zielsetzung wider, nachhaltige Ergebnisse zu erzielen und zukünftige Kosten und Konflikte zu minimieren.
Marco Saner: Die Geoinformations- und Vermessungsbranche ist geprägt von einem ständigen Wandel mit zunehmendem Tempo. Der technologische Fortschritt wird zweifellos eine treibende Kraft sein. Beispielsweise mobiles Laserscanning, mit tragbaren Systemen, könnten möglicherweise eine entscheidende Rolle spielen. In der Bauwirtschaft wird vermehrt dreidimensional geplant, und diese Modelle werden zur effizienteren Kommunikation zwischen Fachplanern, Kunden und Behörden verwendet. Dieser Trend wird sich früher oder später auch in der amtlichen Vermessung niederschlagen. Unsere Abteilung für Bauvermessungen setzen sich bereits sehr stark mit diesen Themen auseinander. Die Jermann AG hat bereits früh in Technologie investiert. Unsere interne Struktur, wie auch unsere offene Einstellung ermöglichen es uns, schnell auf neue Technologien zuzugreifen und Erfahrungen zu sammeln. Mit sinkenden Kosten und benutzerfreundlicheren Systemen werden viele Auswertungen automatisiert, was uns die Arbeit erleichtert.
Eine abschliessende Frage an Dich, Jürg: Gibt es etwas, das Du nach Deiner Pensionierung vermissen wirst?
Jürg Rudin: Persönlich werde ich die Zusammenarbeit mit vielen grossartigen Menschen vermissen – sei es mit unseren Mitarbeitern oder unseren Kunden. Dieser Beruf ermöglichte es mir, täglich in Kontakt mit Menschen zu stehen, und das habe ich immer geschätzt. Diese Interaktionen werden mir sicherlich fehlen.
v.l.n.r.: Jürg Rudin und Marco Saner, beide patentierte Ingenieur-Geometer
Wir sind zuversichtlich, dass Marco Saner mit seinem Fachwissen und seiner Entschlossenheit die Tradition von Jürg Rudin fortführen und gleichzeitig neue Wege beschreiten wird. Die Vermessungsbranche steht vor aufregenden Veränderungen und wir sind bereit, diesen Wandel aktiv mitzugestalten. Wir schauen mit Begeisterung auf die kommenden Jahre und die spannenden Entwicklungen, die vor uns liegen.
November 2023